9. Juli 2006

Artikel aus Neon-online... hmm ³

Hungrig waren wir. Wir hatten einen solchen Bärenhunger Und durstig. Wir tranken und tranken und unser Durst war nicht zu stillen. Und reich. Jeder Tag, jede Stunde war so reich und voller Freude. Ja, Freude. Und wir waren so schön. Unsere Haut so rein. Unsere Köpfe so unverdorben. Unsere Sinne waren so sensibel und auf den Augenblick geschult. Natürlich hörten wir damals die Stimmen unserer Eltern und klar hingen wir unseren Lehrern bei jedem ihrer Worte an den Lippen. Diese Menschen in den roten und grauen Häusern, an denen wir unsere Namen schrieben. Aber wir waren so abenteuerlustig und verwegen, dass ihre Worte nicht lange in unseren Köpfen blieben. Lieber tollten wir in den Steinbrüchen und an den Baggerseen herum und rauchten heimlich unsere ersten Zigaretten oder bewarfen die Kanalratten mit kleinen Steinen, wenn wir sie sahen.

Oder wir saßen am Meer und beobachteten die großen Tanker und stellten uns vor auf ihnen um die Welt zu fahren und erst nach vielen Jahren wiederzukommen. Und wir würden so reich und voller Erfahrungen wiederkommen und unsere Eltern und Lehrer, die in den roten und grauen Häusern, an denen wir unsere Namen schrieben, würden staunen und uns bewundern für unsere Abenteuer und Erfahrungen. Auf einmal kauften wir uns neue schöne Kleider und tranken Alkohol um zu imponieren und fingen das Rauchen erst einmal so richtig an. Wir erzählten es jede Woche unseren Freunden, nicht den Eltern und Lehrern, die in den roten und grauen Häusern, an denen wir unsere Namen schrieben. Nein, unseren Freunden und damals hatten wir noch viele Freunde. Aber es wurden weniger mit den Jahren.

Wir nannten sie dann irgendwann richtige Freunde, im Gegensatz zu den falschen Freunden, die glaubten, schöner und toller und reicher und mehr voller Erfahrung zu sein. Wir wollten auf einmal anders sein, anders als die Anderen. Wir wollten andere Musik hören, andere Klamotten tragen, eine andere Philosophie besitzen. Wir wollten individuell sein. Nicht nur uns abheben von den Eltern und Lehrern, die in den roten und grauen Häusern, an denen wir unsere Namen schrieben, sondern auch von den alten Kumpeln, mit denen wir im Steinbruch saßen. Manche Freunde blieben noch eine Zeit, wenn man sie gebrauchen konnte oder sie einen. Die Meisten gingen. Es kamen Neue. Der Kreis hieß jetzt Clique und zeichnete sich durch mächtig viele verdammt individuelle Typen aus.

Sonntags dann mit der Freundin zu den Eltern, gemeinsam essen und reden. Altersvorsorge, der Garten, das leidige Auto, was wieder durch den TÜV musste. "Ach, diese alte Kiste." "Kauf dir mal was Vernünftiges, Junge. Kannste doch jetzt." "Und ihre Eltern? Was machen sie so beruflich?" "Sie können ruhig DU sagen." "Sie... DU auch. Und was machen sie beruflich, also deine Eltern." "Dieser Mamorkuchen. Ein Gedicht." "Danke, sie...ich meine, DU mich auch.""Dann also bis Weihnachten oder Ostern."" Ja, Du. Gerne. Tschüß, dann." Und wieder zurück auf den Dreisitzer und Pläne schmieden und so.

Jemand hat seinen Namen an unser Haus geschrieben.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

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